Entrepreneurship an Schulen beleuchten und vermitteln
Deutschlands Wirtschaftslehrkräfte haben ein grundsätzlich positives Bild von Familienunternehmen. Im Unterricht kommen Projekte mit lokalen Unternehmen und das Gründen von Schülerfirmen gut an. Knapp die Hälfte der befragten Lehrkräfte wünscht sich deshalb Unternehmertum als verpflichtenden Unterrichtsgegenstand in weiterführenden Schulen.

München, den 14. November 2025. 85 Prozent der befragten Wirtschaftslehrkräfte möchten ihren Schülerinnen und Schülern mehr Wissen über Unternehmertum und Gründung im Rahmen der schulischen Ausbildung mitgeben. 90 Prozent haben schon gute Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Unternehmerinnen und Unternehmern im Schulunterricht gemacht. Doch beim Lehrplan und der entsprechenden Ausbildung von Lehrkräften hat Deutschland Nachholbedarf.
Das zeigt eine Studie der Stiftung Familienunternehmen, basierend auf einer Umfrage unter knapp 600 Wirtschaftslehrkräften der weiterführenden Schulen. Die Studie wurde vom Institut für Ökonomische Bildung an der Universität Oldenburg erstellt.
Die Befragten blicken überwiegend positiv auf Unternehmer und schätzen ihre Innovationsfähigkeit und ihre Risikobereitschaft (87 Prozent Zustimmung). Das Bild von Familienunternehmern ist nochmal besser: Sie werden als besonders relevant für die regionale Wirtschaft und (im Vergleich zu anderen Unternehmen) als nachhaltiger und sozial verantwortlicher gesehen.
Es gibt aber auch kritische Blicke auf Unternehmer: So denkt die Mehrheit der Befragten, dass diese aus privilegiertem Elternhaus sind. Um die 70 Prozent sind der Meinung, dass Unternehmer in erster Linie Gewinne machen wollen. Eine Mehrheit der Lehrkräfte befürwortet daher Steuererhöhungen für Unternehmen und die Regulierung von Lieferketten. 82 Prozent sprechen sich aber für den Wettbewerb in der Marktwirtschaft aus. Ungefähr die Hälfte der befragten Lehrkräfte ist allerdings der Auffassung, dass Wettbewerb oft zu Lasten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer geht.

Junge Menschen sollten Selbständigkeit nicht ausschließen
Unternehmertum und Existenzgründung seien wichtige Inhalte im Unterricht, so das Forscherteam um Professor Dirk Loerwald. Die Kultusministerkonferenz sollte diese Themen deshalb in ihre Empfehlungen für Schule mit aufnehmen, so die Forscher weiter.
Um einen Beitrag zu einer mündigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Teilhabe zu leisten, sollten alle Bundesländer Lehrstoff aus Ökonomie und Gründungswesen in den Lehrplänen verankern. Auch gute Rahmenbedingungen für mehr Schülerfirmen und didaktisch angeleitete Kooperationen mit Unternehmen seien wichtig, um jungen Menschen Einblicke in berufliche Selbstständigkeit und Unternehmen zu ermöglichen und eine Kultur der Selbstständigkeit im weiteren Sinne zu fördern. Regional verwurzelte Familienunternehmen und andere Praxispartner aus der Wirtschaft bieten sich für gemeinsame Projekte besonders an.
Auch den angehenden Wirtschaftslehrkräften selbst sollte im Studium mehr wirtschaftswissenschaftliches und didaktisches Rüstzeug zu den Themen Gründung und Unternehmertum vermittelt werden. Die Verantwortlichen der Hochschulen sollten entsprechende Module in die Lehramts-Studiengänge aufnehmen. Darüber hinaus sollten sich Lehrkräfte dazu auch im Rahmen von berufsbegleitenden Fort- und Weiterbildungen weiterqualifizieren können. Die Kultusministerien der Länder und deren Landesinstitute sind aufgerufen, diese Angebote zu fördern und zu bewerben.

In Deutschland wird viel zu wenig gegründet. Das ist kein Wunder, wenn unsere jungen Menschen an den Schulen fast kein unternehmerisches Wissen erhalten und sie zur Selbständigkeit nicht ermutigt werden. Politik und Institutionen sollten Raum schaffen, damit Wirtschaftswissen und Unternehmertum künftig Teil des Erwachsenwerdens ist.
Prof Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen


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