Der Einfluss der EZB-Geldpolitik auf die Vermögensverteilung in Deutschland

Herausgeber
Stiftung Familienunternehmen
Veröffentlichung
München, 2021
Institut
IW
Autoren
Dr. Markus Demary, Dr. Judith Niehues, Dr. Maximilian Stockhausen, Jonas Zdrzalek
Isbn
978-3-948850-03-6

Vermögensteuer wäre kontraproduktiv

Ursprünglich als vorübergehende Reaktion auf die globale Finanzmarktkrise 2008 gedacht, wurde die expansive Finanzmarktpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) über ein Jahrzehnt weitergeführt. Dies rief im Laufe der Jahre Kritik hervor. Dabei ging der Streit unter anderem darum, welche Auswirkungen die Geldpolitik auf die Vermögensverteilung in Deutschland hat – und ob Handlungsbedarf besteht.

Zwei Untersuchungsrahmen wurden vom IW Köln entwickelt. Der eine verglich Zinsen und Renditen des Vorkrisenzeitraums mit denen des Untersuchungszeitraums, dessen Fokus auf den Jahren 2015 bis 2019 lag. Der andere schrieb das gegenwärtige Umfeld aus niedrigen Zinsen und boomenden Vermögenspreisen zehn Jahre fort.

Dabei zeigt sich, dass die komplexen Wirkungskanäle einfache Antworten unmöglich machen. Wie bei anderen wirtschaftlichen Maßnahmen, so das Fazit der Autoren, „führt auch die Geldpolitik zu Gewinnern und Verlierern“. Dabei fanden sie jedoch keinen Beleg dafür, dass sich die Vermögenslage insgesamt verschiebt. Ob die Auswirkungen positiv oder negativ sind, hängt von vielen Einzelfaktoren ab. Das fängt an bei der wirtschaftlichen Lage, in der sich jemand befindet, und reicht über den möglichen Besitz von Immobilien oder den Wohnort bis hin zu seinem Alter.

Sollte die Niedrigzinsphase noch länger anhalten, so die Autoren, könnten die ärmeren Haushalte allerdings wachsende Schwierigkeiten haben, Vermögen zu bilden. Um hier entgegenzuwirken, empfehlen sie eine Reform der Arbeitnehmersparzulage, eine Reduzierung der Grunderwerbsteuer und eine konsequentere Förderung der Aktienkultur.

Von der Einführung einer Vermögensteuer rät das IW dagegen ab. Reichere Haushalte können ihr Vermögen zwar leichter mehren. Doch gerade beim Betriebsvermögen handele es sich nur um Bewertungsgewinne. Würden sie als Basis für eine Vermögensteuer genommen, würde dies die Investitionstätigkeit trotz niedriger Zinsen beeinträchtigen.

Datum
7.9.2021, München

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