Familienunternehmen haben gute Erfahrungen mit gemischten Teams

Frauen in Führungsebenen präsent, vor allem im Gesellschafterkreis

München, den 5. April 2023. Familienunternehmen arbeiten gerne mit Führungsteams, in denen Männer und Frauen vertreten sind. In einer Umfrage des ifo Instituts im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen sprachen 76 Prozent der Unternehmen von guten bis sehr guten Erfahrungen mit solchen gemischten Teams; der Rest gab sich neutral oder hatte keine Erfahrung mit gemischten Teams.

Die obere Grafik zeigt den Anteil von Frauen in Führungspositionen in Familienunternehmen und Nicht- Familienunternehmen. Insgesamt ist der Anteil von Frauen als Gesellschafterinnen bzw. Eigentümerinnen bei Familienunternehmen höher (37,1 %) als bei Nicht-Familienunternehmen (32,2 %). Relativ ähnlich sind sich die beiden Unternehmenstypen bei der Abteilungsleitung ( 27,9 % Familienunternehmen und 28,9 % in Nicht-Familienunternehmen) sowie in der Position des Vorstandes bzw. der Geschäftsleitung (21,8 % zu 19,9 %). Im Hinblick auf den Aufsichtsrat bzw. die Beiräte geben Familienunternehmen an einen Frauenanteil von 20,6 % an und Nicht-Familienunternehmen 28,2 %. Die untere Grafik zeigt die Ergebnisse der TOP 500 Familienunternehmen. Sie bewerten den Anteil an Gesellschafterinnen bzw. Eigentümerinnen und die Vertretung von Frauen in Aufsichtsräten bzw. Beiräten höher (43,3 % bzw. 23,4%). Im Gegensatz dazu ist der Anteil an Abteilungsleiterinnen mit 20,1% und 12,1 % bei Vorständen bzw. Geschäftsführerinnen niedriger, als bei den Familienunternehmen insgesamt.

Befragt wurden im Zeitraum Januar/Februar insgesamt 951 Unternehmen, davon 726 Familienunternehmen, und zwar in allen Größenklassen und verschiedensten Branchen, versammelt in der Datenbank FamData.

22 Prozent Frauenanteil in Vorstand und Geschäftsführung

Die Befragung zeigt eine teils ermutigende Präsenz von Frauen in der Führung von Familienunternehmen. In Vorstand oder Geschäftsführung beträgt der Frauenanteil 22 Prozent, im Aufsichtsrat/Beirat 21 Prozent. Wesentlich höher ist der Frauenanteil unter den Gesellschafterinnen und Eigentümerinnen: 37 Prozent.

Betrachtet man nur den Kreis der 500 größten Familienunternehmen (57 Antworten), ist das Bild differenzierter: Sie haben in Vorstand/Geschäftsführung 12 Prozent Frauenanteil, in Aufsichtsrat/Beirat 23 Prozent, im Gesellschafterkreis 43 Prozent.

In der Gesamtbefragung weisen die Antworten der Familienunternehmen im Vergleich mit den Nicht-Familienunternehmen kaum Abweichungen auf. Nicht-Familienunternehmen haben etwa genauso viele weibliche Mitglieder in Vorstand/Geschäftsführung, allerdings deutlich mehr in Aufsichtsrat/Beirat, sofern es ein solches Gremium überhaupt gibt.

Familienunternehmen nicht strukturell schlechter

Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen: „Beim Thema Frauen in Führungspositionen haben alle Organisationen, auch die Wirtschaft, Nachholbedarf. Aber die Familienunternehmen schneiden, wie die Umfrage zeigt, hier nicht strukturell schlechter ab. Und gerade im Gesellschafterkreis, wo die großen Linien entschieden werden, sind die Frauen sehr präsent.“

Die Grafik zeigt, welche Maßnahmen Unternehmen zur Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen einsetzen bzw. planen einzusetzen. Flexible Arbeitszeiten (74,2 %) und Homeoffice-Möglichkeiten (70,6 %) werden am häufigsten genutzt. Instrumente wie transparente Vergütungssysteme (39,9 %) und eine transparente Beförderungspraxis (37,6 %) werden ebenfalls umgesetzt. Transparente Maßnahmen wie gezieltes Talentmanagement (25,4 %), Jobsharing (13,7 %) oder eine Selbstverpflichtung zur Geschlechterquote (11,6 %) werden hingegen weniger eingesetzt und auch überwiegend nicht geplant.

Gezielte Maßnahmen zur Frauenförderung wie flexible Arbeitszeiten oder Home-Office haben mehr als zwei Drittel aller Befragten schon umgesetzt. Etwa die Hälfte setzt auf mehr Transparenz, zum Beispiel bei der Beförderungspraxis oder den Vergütungssystemen. Bei Instrumenten wie der Sensibilisierung von Führungskräften oder Talentmanagement sind die Meinungen geteilt. Jobsharing spielt keine Rolle.

Gegen feste Quoten

Das erklärte Ziel, den Frauenanteil in der Führung zu erhöhen, hat nur ein Drittel aller befragten Unternehmen. Deutlich ist die Position gegen feste Quoten, sowohl als Selbstverpflichtung (69 Prozent) als auch von Seiten der Politik (71 Prozent), und zwar besonders bei den Familienunternehmen (72 und 74 Prozent). „Dieser Unternehmenstyp legt viel Wert auf Agilität und hält es für nachteilig, wenn feste Vorgaben die Suche nach Fachkräften für den Umbau der Wirtschaft einschränken“, so Professor Kirchdörfer.

Den Staat sehen die Befragten bei der Verbesserung der Kinderbetreuung und bei der Förderung von Frauen in MINT-Berufen in der Pflicht. Dagegen gibt es kein klares Votum für eine Abschaffung des Ehegattensplittings.

Die Grafik zeigt, wie Unternehmen die Geschlechterquote als Selbstverpflichtung oder als gesetzliche Vorgabe bewerten. Eine Selbstverpflichtung bewerten 47,7 % der Familienunternehmen und 30,7 % der Nicht-Familienunternehmen als "sehr ungeeignet". Ähnlich verhält sich die Ablehnung bei gesetzlichen Quoten. 46,2 % der Familienunternehmen und 34,9 % der Nicht-Familienunternehmen stufen diese ebenfalls als „sehr ungeeignet“ ein. Nur wenige Unternehmen halten eine gesetzliche Quote für sehr geeignet (2,7 % Familienunternehmen, 3,9 % Nicht-Familienunternehmen). Eine Selbstverpflichtung zur Geschlechterquote empfinden 7,3 % der Familienunternehmen und 6,2 % der Nicht-Familienunternehmen für sehr geeignet.
Die Grafik zeigt die Einschätzung von Unternehmen zur Eignung politischer Initiativen zur Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen. Die Ausweitung der Kinderbetreuung (72,1 %) und die Förderung von Frauen in MINT-Berufen und Studiengängen (57,7 %) werden als am geeignetsten bewertet. Anreize zur ausgewogenen Verteilung der Kindererziehung werden mit 48,3 % ebenfalls als geeignet angesehen. Die Abschaffung des Ehegattensplittings (35,3 %) und ein Chancengleichheitsplan (49,8 %) werden eher kritisch gesehen. Gesetzliche Vorgaben wie Zielgrößen oder Quoten (71,4 %) oder ein gesetzlicher Anspruch auf Homeoffice (56,6 %) stoßen auf die größte Ablehnung.

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