Familienunternehmen erfinden sich immer wieder neu
Klassische Unternehmerrolle oder lieber Investor einer Beteiligungsgesellschaft? Familienexterne Managerinnen im Führungsteam? Auf dem Hauptstadtforum in Berlin diskutierten ganz unterschiedliche Unternehmertypen darüber, wie man das von früheren Generationen Erarbeitete schützen und forführen kann.
Berlin, den 29. Januar 2024. Zu Beginn eines jeden Jahres lädt die Stiftung Familienunternehmen zu diesem intimen Austausch zwischen den Unternehmer-Generationen nach Berlin - diesmal ins brandneue Hotel Telegrafenamt. Rund 100 Gäste lauschten und diskutierten, darunter auch Gründerinnen und Influencer. Und ESA-Austronautin Nicola Winter, die im Anschluss über gute Kommunikation referierte.
Fremdmanager im Familienunternehmen
Zu diesem Thema diskutierten Familienunternehmer und ein Experte auf dem Hauptstadtforum in Berlin. Denn: Immer mehr Nachfolger größerer Familienunternehmen können sich die gemeinsame Zusammenarbeit mit familienexternen Managern im Führungsteam vorstellen.
Mit dabei war Dr. Anna-Katharina Wittenstein, Miteigentümerin der Wittenstein SE, vorher Vorstand, jetzt Aufsichtsrat des Unternehmens. Sie betonte, wie wichtig es ist, sich als Familie in den verschiedenen Gremien über die eigene Rolle immer klar zu sein, aber auch die eigenen Werte als Richtschnur vorzugeben: “Die Eigentümerfamilie muss loslassen und andere mitgestalten lassen. Und plötzlich bekommt man ganz viel zurück.”
Gerd Oliver Seidensticker teilt sich die Geschäftsführung des Hemden- und Blusenherstellers mit seinem Cousin und drei externen Managern. Er berichtete über den Weg dahin: “Es verlangt eine unglaubliche Disziplin im Übergang zu einer gemischten Geschäftsführung und man darf sich nicht zwischen den Füßen rumlaufen.”
Dr. Rainer Kögel, Partner der Kanzlei Hennerkes Kirchdörfer & Lorz, gab Insights zu guter Corporate Governance und kluger Vertragsgestaltung: “Es braucht eine gute Mischung aus Kontrolle und Vertrauen und das regelbasierte Werk muss atmen.”
Klassische Unternehmerrolle oder Investor einer Beteiligungsgesellschaft
Auf dem Podium diskutierten verschieden Familienunternehmerinnen und Familienunternehmer über ihre Rolle und den Perspektivwechsel zwischen Investor und Unternehmer.
Lea-Sophie Cramer ist Gründerin, Start-up-Unternehmerin und Investorin, die gerade in eine neue Rolle der Langfristigkeit wächst.
Carola Landhäuser führt eine über Jahrzehnte durch Übernahmen gewachsene Mischholding: “Ziel meines Vaters war es immer, unabhängig zu sein und nicht alle Eier in einen Korb zu legen.”
Rouven Dresselhaus war mit seiner Cavalry Ventures lange Hochrisikoinvestor. Jetzt denkt er daran, wofür sein Name in der Zukunft einmal stehen soll.
Thomas Fischer, Verwaltungsratsvorsitzender von Mann + Hummel, ist der Inbegriff des klassischen Familienunternehmers und hält die verschiedenen Familienstämme eng zusammen. Das heißt nicht, dass Investorenmodelle für Tochtergesellschaften vollkommen ausgeschlossen sind: „Wir erfinden uns als Familienunternehmen mehrfach neu. Das ist die unternehmerische Aufgabe.“
Auch aus der Moderationsrunde zum Selbstmanagement mit David Deißner, Geschäftsführer der Stiftung Familienunternehmen, ergaben sich lebhafte Diskussionen.