Vermögensteuer bremst die Konjunktur
München, den 30. August 2021. Eine Vermögensteuer eignet sich nicht dazu, Maßnahmen zur Krisenbekämpfung zu finanzieren. Als Instrument zur Umverteilung zwischen vermeintlichen Krisengewinnern und Krisenverlierern ist sie ebenso wenig klug oder gerecht. Zu diesem Schluss kommt eine Studie, verfasst für die Stiftung Familienunternehmen von Professor Clemens Fuest vom ifo Institut in München.
Eine Steuer auf Vermögen zusätzlich zu den bestehenden Steuern wäre im internationalen Vergleich nicht nur ein Sonderweg. Auch würden Betriebsvermögen von Unternehmen mit krisen- oder branchenbedingt geringeren Renditen über Gebühr belastet werden: So stark, dass es einer Verdoppelung der Ertragsteuer gleichkäme.
Vermögensteuer schwer zu erheben
Das dabei zu erwartende Steueraufkommen könnte dabei hinter den Erwartungen zurückbleiben. Das liegt daran, dass eine Vermögensteuer schwer zu erheben, aber teilweise zu umgehen wäre. Falls keine Umgehung der Besteurung möglich wäre, würden Investitionen, Wachstum und Beschäftigung in Deutschland Schaden nehmen – und dabei andere Steuerquellen des Staates negativ beeinflussen.
Laut Fuest lässt sich die Umverteilung zwischen vermeintlichen Krisengewinnern und Krisenverlierern bereits jetzt wachstumsfreundlicher und risikoärmer durch die Ertragsteuern umsetzen. Eine steigende Ungleichheit bei Vermögen könne nach vorliegenden Daten zudem nicht nachgewiesen werden. Vielmehr ist sie seit 2007 konstant.
Zumindest seit 2007 ist die Ungleichheit der Vermögen in Deutschland konstant. In internationalen Vergleichen wird für Deutschland eine überdurchschnittliche Vermögensungleichheit gemessen. Dabei wird aber Vermögen in Form von Renten- und Pensionsansprüchen ausgeblendet, das in Deutschland eine größere Rolle spielt als in anderen Ländern.
Weniger Anreiz zu Investitionen
„Eine Vermögensteuer wirkt krisenverstärkend und nimmt keine Rücksicht auf die Liquiditätslage der Unternehmen. Die Steuer mindert Anreize zu Investitionen und Kapitalbildung. Das Bruttoinlandsprodukt, so zeigt eine Simulationsrechnung, wäre nach acht Jahren mit Vermögensteuer um bis zu 6,2 Prozent niedriger als ohne Vermögensteuer“.
„Wird eine solche Steuer erhoben, setzt dies einen Anreiz zum Kapitalabfluss ins Ausland. Dies würde gerade die Familienunternehmen mit ihrem oft hohen Eigenkapitalanteil in ihrer Solidität angreifen“, sagt Professor Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen.
Vermögensungleichheit nicht gestiegen
Auch die These, dass Vermögen in Deutschland zunehmend ungleich verteilt sei, widerlegt die Studie. „Seit 2007 ist die Ungleichheit bei Vermögen nach vorliegenden Daten konstant. Die relative Ungleichheit ist in internationalen Vergleichen oft überzeichnet, wenn in der Berechnung das Vermögen in Form von Renten- und Pensionsansprüchen ausgeblendet wird. Denn das spielt in Deutschland eine größere Rolle als in anderen Ländern“, so Fuest.
Insofern überzeichnen internationale Vergleiche die relative Ungleichheit der deutschen Vermögensverteilung. Die Berücksichtigung dieses erweiterten Vermögensbegriffs führt beispielsweise dazu, dass der Gini-Koeffizient der Vermögensverteilung in den USA um
21 Prozent sinkt, in Deutschland aber um 33 Prozent.
Im Ausland fast überall abgeschafft
In existierenden Steuersystemen spielen Nettovermögensteuern traditionell eine geringe Rolle, und in den letzten Jahrzehnten haben die meisten Länder Nettovermögensteuern vollständig abgeschafft. Gelegentlich wird darauf hingewiesen, dass die vermögensbezogenen Steuern in anderen Ländern mehr zum Steueraufkommen beitragen als in Deutschland. Das liegt jedoch nicht an den Nettovermögensteuern, sondern vor allem an den Grundsteuern, die im OECD-Durchschnitt 3,2 Prozent des Steueraufkommens einbringen, in Deutschland dagegen nur 1,1 Prozent.
Teaserbild: Prof. Clemens Fuest © Stiftung Familienunternehmen / Thorsten Jochim