Börsennotierte Familienunternehmen erfolgreicher
München, den 20. Juli 2022. Die börsennotierten Familienunternehmen in Europa wirtschaften langfristiger und erfolgreicher als Nicht-Familienunternehmen. Die Performance ist umso besser, je größer der Einfluss der Gründerfamilie. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Börsennotierte Familienunternehmen in Europa“ der Stiftung Familienunternehmen. Sie wurde verfasst von einem internationalen Forscherteam unter der Leitung von Prof. Dr. Marc Steffen Rapp, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Universität Marburg.
Höheres Beschäftsigungswachstum
Börsennotierte Familienunternehmen weisen im Untersuchungszeitraum ein höheres Beschäftigungswachstum auf. Auch verzeichnen sie eine vergleichsweise höhere Wertschöpfung pro Kopf und sind profitabler als Nicht-Familienunternehmen. Das ist an den Kennzahlen Gesamtkapitalrendite (Return on Assets) und Eigenkapitalrendite (Return on Equity) ablesbar. Aus Kapitalmarktsicht interessant: Bei der Gesamtrendite (Aktienrendite plus Dividendenrendite) schneiden Familienunternehmen im Durchschnitt mit 7,0 Prozent deutlich besser ab als die Nicht-Familienunternehmen mit 5,6 Prozent.
„Familienunternehmen wirtschaften auf lange Sicht und mit Substanz. Sie denken nicht in Quartalen, sondern in Generationen. Damit sind sie ein Gegenentwurf zu großen Konzernen in Streubesitz, denen es häufig vor allem darum geht, den kurzfristigen Erwartungen von Investoren gerecht zu werden“, sagt Professor Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen.
Unternehmergeist als Treiber des Erfolgs
Dr. Simone Bagel-Trah, Vorsitzende des Aufsichtsrats und des Gesellschafterausschusses von Henkel begründet das vergleichsweise gute Abschneiden börsennotierter Familienunternehmen so: „Ein wesentlicher Treiber wirtschaftlichen Erfolges ist Unternehmergeist, der gerade in Familienunternehmen oft tief verankert ist. Börsennotierte Familienkonzerne können dabei das Beste aus zwei Welten verbinden: eine erhöhte Transparenz und Vergleichbarkeit mit Wettbewerbern kombiniert mit einer langfristigen Perspektive und einer familiengeprägten Unternehmenskultur. Eine Familie als Ankeraktionär hat ein besonderes Interesse daran, dass das Unternehmen langfristig erfolgreich ist und wettbewerbsfähig bleibt.“
Börsennotierte Familienunternehmen stellen mit 32 Prozent aller Unternehmen eine wesentliche Größe am Kapitalmarkt dar. In Frankreich, Deutschland, Griechenland, Italien und Portugal stellen Familienunternehmen sogar mehr als 40 Prozent der Unternehmen. Im Gegensatz dazu finden sich in Finnland, Irland, den Niederlanden und Großbritannien verhältnismäßig wenige Familienunternehmen unter den börsennotierten Unternehmen.
Wesentliche Größe am Kapitalmarkt
Innerhalb der Familienunternehmen stechen jene Unternehmen besonders positiv hervor, deren Gründungsfamilien weiterhin entscheidenden Einfluss nehmen. Sie machen über 60 Prozent der börsennotierten Familienunternehmen beziehungsweise 20 Prozent aller börsennotierten Firmen im untersuchten Gebiet aus. Diese Gründerfamilienunternehmen wachsen schneller in Bezug auf Umsatz und Beschäftigung. Sie sind außerdem profitabler als andere Unternehmen. Im Mittel generieren Sie eine jährliche Gesamtrendite in Höhe von 7,6 Prozent - bei Familienunternehmen ohne Gründerbezug sind es 6,3 Prozent.
Im Rahmen der Studie untersuchen die Forscher börsennotierte Unternehmen der Realwirtschaft aus 17 europäischen Ländern (15 EU-Länder sowie Norwegen und die Schweiz) im Zeitraum von 2007 bis 2020. Die Stichprobe enthält insgesamt 6.702 Unternehmen mit 53.484 Einzeljahresbeobachtungen und ist damit die größte ihrer Art.