Investitionen anregen für die Transformation der Wirtschaft
Zusätzliche Investitionen von 57 Milliarden Euro würden bis 2033 entstehen, wenn die Körperschaftsteuer in Deutschland in fünf Schritten um insgesamt fünf Prozentpunkte gesenkt würde. Eine Simulation durch das IW Köln identifiziert auch Gewinne für die Arbeitnehmer.
München, den 2. Februar 2024. Eine moderate und für den Staatshaushalt verträgliche Steuersenkung könnte entscheidende Impulse setzen und sich sogar teilweise selbst finanzieren. Das zeigt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen.
Das Institut entwickelt Szenarien für eine stufenweisen Senkung der Körperschaftsteuer über zehn Jahre, und zwar auf Basis eines makroökonomischen Modells. Im Jahr 2033 würden die positiven Effekte auf Investitionen und Konsum erstmals die staatlichen Mindereinnahmen übertreffen.
Die Forscher rechnen in der Studie „Standortfaktor Körperschaftsteuer“ auch zwei weitere Szenarien durch: eine schnellere (in nur zwei Schritten) und eine stärkere Senkung (bis zu zehn Prozentpunkte). Die Wirkung auf die Investitionen ist bei der stärkeren Senkung noch durchschlagender: plus 115 Milliarden Euro bis 2033, und zwar ohne dass das Maastricht-Kriterium in Gefahr geriete. Auch Beschäftigung, Lohnsumme und damit der Konsum profitieren in allen drei Szenarien.
Private Investitionen bestimmen das Tempo
Der Standort Deutschland schneidet im Länderindex Familienunternehmen immer schlechter ab und zieht weniger Investitionen an. Die geopolitischen Krisen und die gestiegenen Kapitalkosten könnten zu einer abwartenden Haltung bei privaten Investitionen führen. Sie machen 90 Prozent der Gesamtinvestitionen aus und sind somit entscheidend für die anstehende Transformation der Wirtschaft mit Blick auf Klimaneutralität, Mobilitätswende und Digitalisierung. Bessere Rahmenbedingungen für private Investitionen könnten anregend gerade auf die Familienunternehmen wirken, die tendenziell standorttreu und in der Fläche des regionalen Raums vertreten sind.
Es gibt viele Instrumente, um den Standort zu stärken. Doch wie die Forscher zeigen, funktioniert kaum eines so schnell und unkompliziert wie eine Senkung der Körperschaftsteuer. Wenn sie moderat und schrittweise erfolgt, überfordert sie den Staatshaushalt nicht und setzt trotzdem ein Signal des Aufbruchs.
Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen
Das IW arbeitet mit dem Global Economic Model von Oxford Economics, das nah an den aktuellen Rahmenbedingungen modelliert ist, allerdings nur zehn Jahre in die Zukunft schaut. Die langfristigen Effekte auf das Produktionspotential dürften noch höher liegen – bei abnehmendem Verschuldungsdruck.
Sowohl bei den nominalen (29,9 Prozent) als auch bei den effektiven Steuersätzen (26,6 Prozent) für Kapitalgesellschaften weist Deutschland im OECD-Vergleich mit die höchsten Sätze auf – regional unterschiedlich wegen der Gewerbesteuer. Im EU-Vergleich hat neben Portugal nur noch Malta einen höheren nominalen Unternehmenssteuersatz. Die Steuerbelastung in Deutschland ist gegen den internationalen Trend gestiegen.
Deutschland wird nicht umhinkommen, sich den Realitäten des internationalen Standortwettbewerbs zu stellen.
Die Forscher der Studie