Familienunternehmen als Stabilisatoren in Krisenzeiten
Familienunternehmen gibt es in jeder Größe und Branche, in den Zentren oder in den abgelegenen Winkeln des Landes. Deutschlands Besonderheit: Hier sind Familienunternehmen über Jahrhunderte oder auch nur wenige Jahrzehnte hinweg zu internationalen Akteuren herangewachsen, die manchem Dax-Konzern den Rang ablaufen. Und dennoch ist die Inhaberfamilie nah dran.

München, den 18. November 2025. In 70 Prozent der größten deutschen Familienunternehmen sind Mitglieder der Inhaberfamilie an der Geschäftsführung beteiligt (Stand 2022). Das hat das Institut für Mittelstandsforschung Mannheim in der aktuellen Ausarbeitung „Die Top 500 Familienunternehmen“ ermittelt. Das sei grundsätzlich positiv zu sehen, so das ifm. Es zeige, dass die Familie bereit sei, nicht nur die wirtschaftlichen Vorteile mitzunehmen, sondern auch Risiken zu tragen. Langfristige Ziele stünden im Vordergrund.
Das ifm betrachtet seit 2007 im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen in regelmäßigen Abständen die Bedeutung von großen Familienunternehmen im Vergleich zu Dax-Konzernen im Streubesitz. Das Ranking unterscheidet nach den 500 beschäftigungsstärksten und den 500 umsatzstärksten Unternehmen und zieht die Grenze für den Familieneinfluss bei 50 Prozent des stimmberechtigten Unternehmenskapitals.
Demnach beschäftigten die Top 500 im Jahr 2022 rund 6,4 Millionen Menschen weltweit – 1,6 Millionen mehr als zehn Jahre zuvor. Große Familienunternehmen sind vor allem im verarbeitenden Gewerbe und im Handel tätig. Sie sind im Schnitt 101 Jahre alt. Bei Ihnen betrug der Anteil der Beschäftigten am Standort Deutschland 46 Prozent (in Zahlen 2,97 Millionen). Bei den 33 Nicht-Familienunternehmen im Dax 40 waren es nur 31 Prozent. Zwar beschleunigt sich die Internationalisierung auch bei den Top 500, doch die Verwurzelung in der Heimat scheint doch stärker zu sein.

Familienunternehmen besonnener bei Umsatzschwankungen
Die Erhebung des ifm bezieht die Wirkungen der Corona-Krise und zumindest den Beginn des Ukrainekrieges mit ein. Es zeigt sich wie schon in den Vorgängererhebungen: Die großen Familienunternehmen passen auch bei größeren Umsatzschwankungen die Beschäftigung nicht sofort an, weder nach unten noch nach oben.
Zwischen 2013 und 2022 schufen die Top 500 rund 620.000 neue Arbeitsplätze in Deutschland, während die Dax-Konzerne 57.000 Stellen abbauten, vor allem seit Beginn der Corona-Pandemie. Das Forscherteam des ifm spricht von Familienunternehmen als stabilisierendem Faktor der Wirtschaft. Die vergleichsweise hohen Eigenkapitalquoten (43 Prozent) stützen diese These. Die aktuelle Strukturkrise stellt allerdings auch die Familienunternehmen vor besonders große Herausforderungen.
Unsere Untersuchung zur Bedeutung der 500 größten Familienunternehmen unterstreicht: Die Wirtschaft wird nicht nur an der Börse gehandelt, und unsere oft wenig bekannten Weltmarktführer in allen Winkeln des Landes geben Deutschland Beschäftigung und Stabilität.
Prof. Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen


Teaserbild © iStock / Jose carlos Cerdeno







